Pressemeldung der Freifunk-Gruppe Ulm:
Freiwillige bauen freies WLAN für Flüchtlinge
Die Geflüchteten in der Ulmer Keplerhalle, in Blaubeuren und bald auch in der Unterkunft in
der Römerstraße können per offenem WLAN ins Internet.Möglich gemacht haben das
Aktivisten der „Freifunk“-Community. Speziell konfigurierte WLAN-Router bauen dabei
automatisch ein Funknetzwerk auf, über die den Asylsuchenden der Kontakt zu ihren
Familien möglich wird. Für weitere Unterkünfte in Ulm werden noch Freiwillige in der Nähe
der Wohnheime gesucht, die sich am Freifunknetz beteiligen möchten.
Die Geflüchtetenunterkunft in Blaubeuren wird bereits seit September von Freifunk-Aktivisten mit
Internet versorgt. Bis zu drei Funkstrecken quer durch den Ort sorgen für die Anbindung
ins Netz, und mittlerweile sechs Router bieten in der Unterkunft ein offenes WLAN an.
Dank Spenden von Privatpersonen konnte der in Neu-Ulm ansässige regionale Freifunk-Unterstützungsverein
die passende Ausstattung im Wert von rund 500 EUR beschaffen, um auch in der Ulmer Keplerhalle freies Internet anbieten zu können.
Eine Richtantenne in der Halle zielt seit vergangenem Samstag auf ein rund 250 Meter entferntes Hausdach
beim Alten Friedhof. Dort stellt eine Studierenden-WG über ihren privaten Internetanschluss die Verbindung ins Netz her.
„Diese eine Anbindung ist momentan leider noch ein Flaschenhals“, erklärt Willi Gasser,
Vorsitzender des Unterstützungsvereins.
„Zeitweise sind in der Keplerhalle mehr als 60 Geräte im Netz,
die sich zusammen den einen Anschluss mit 8 Megabit pro Sekunde teilen müssen.
Und sollte die Verbindung einmal ausfallen, stehen die Geflüchteten ganz ohne Netz da.“
Genau das war zuletzt bei der Unterkunft in der Römerstraße passiert.
Ein Vorstandsmitglied des Vereins „Menschlichkeit“ hatte dort einen Freifunk-Zugang aufgebaut – eine Woche später
war jedoch sein Internetvertrag ausgelaufen.
„Um solche Probleme zu vermeiden, suchen wir weitere Freiwillige in Sichtweite der Unterkünfte,
die einen Router bei sich aufstellen und einen Teil ihrer Internetbandbreite
für das Freifunk-Netz zur Verfügung stellen möchten”, sagt Gasser.
Ärger mit Abmahnanwälten sei dabei nicht zu befürchten, erklären die Aktivisten.
Die Freifunk-Router bauen für die Verbindung ins Internet ein verschlüsseltes Virtuelles Privates Netzwerk (VPN)
zu den Freifunk-Servern auf.
So bleibt das private Netz der freiwilligen Internet-Spender vollständig von den Freifunk-Nutzern getrennt,
und der Datenverkehr über das freie WLAN kann den Anschlussinhabern nicht angelastet werden.
Für die bessere Anbindung der Unterkunft am Kuhberg haben die Freifunker bereits einen Freiwilligen
an einem etwas ungewöhnlicheren Ort gefunden.
Sollte die Heimleitung mitspielen, könnte vom Eselsberg aus eine Richtfunkstrecke
zur Unterkunft aufgebaut werden – knapp vier Kilometer lang, über das Blautal hinweg.
Über die Ulmer Freifunk-Community
Die Ulmer Freifunk-Community ist eine von bundesweit über 220 regionalen Initiativen,
die sich für dezentrale freie Netze engagieren.
Die ersten Aktivitäten in Ulm reichen bis ins Jahr 2007 zurück.
Derzeit besteht die Gruppe aus rund 80 Ehrenamtlichen aus Ulm und der weiteren Umgebung.
Um das Projekt in der Region finanziell unterstützen zu können,
wurde 2015 ein gemeinnütziger Förderverein mit Sitz in Neu-Ulm gegründet.